Hallo zusammen,
als Hamburger ist man eigentlich nicht allzu weit entfernt von der Nordsee, aber wenn man mich fragen würde, welche deutsche Nordseeinsel ich mit der Naturfotografie verbinde, dann hätte ich bis vor kurzem Helgoland genannt und zwar ausschließlich. Eine andere Insel wäre mir auch gar nicht in den Sinn gekommen.
Als meine Frau mir dann vorschlug, mal eine Woche auf Amrum zu verbringen, war ich aus fotografischer Sicht zunächst etwas skeptisch. Ich muss gestehen, dass ich normalerweise nicht so sehr der Nordseefan bin, denn wenn ich am Meer bin, fotografiere ich am liebsten das Wasser. Und wie man weiß, ist das mit der Nordsee und dem Wasser ja so eine Sache.
Aber genau dies ist auch eine Chance, die gewohnten Muster zu verlassen und einfach mal nicht das zu fotografieren, was man immer fotografiert, sondern auch einmal etwas neues auszuprobieren.
Also habe ich einfach mal das SIGMA 12-24mm F4 DG HSM, das SIGMA 70-200mm F2,8 EX DG OS HSM und das SIGMA 150-600mm F5-6.3 DG OS HSM mitgenommen und gab der Insel eine Chance, auch wenn ich keine konkrete Vorstellung hatte, was mich dort genau erwarten würde.
Kaum auf Amrum angekommen, war die Skepsis schnell verflogen, denn diese Insel hat in der Tat viel mehr zu bieten, als man im ersten Moment glauben würde.
Es gibt nicht nur ein paar kleine Dünen, sondern eine riesige Dünenlandschaft, durch die sich kilometerlange Bohlenwege schlängeln. Die Wege dienen natürlich hauptsächlich dem Dünenschutz, allerdings eignen sie sich auch wunderbar als Vordergrund und dafür, den Blick ins Foto zu leiten und dem ganzen Bild eine gewisse Tiefe zu verleihen.
Das wechselhafte Wetter und der Wind sorgten dafür, dass sich das Licht ständig änderte und so immer neue wunderbare Lichtstimmungen entstanden. Wenn man dann so stundenlang durch die Dünen wandert, erreicht man hin und wieder eine Aussichtsdüne, von der aus man einen hervorragenden Blick über die ganze Landschaft hat.
Normalerweise beginnt ja hinter den Dünen dann direkt das Meer, doch auf Amrum ist das ein bisschen anders, denn wenn man die Dünen erst einmal hinter sich gelassen hat, erwartet einen ein riesiger Sandstrand. Der sogenannte Kniepsand ist eine der Insel vorgelagerte Sandbank, die insgesamt 15km lang und bis zu 1,5km breit ist und sich über die gesamte Westküste erstreckt.
Aber der Kniepsand ist nicht einfach nur ein normaler Strand, sondern eine sich ständig ändernde Landschaft, die es zu entdecken gibt. Der Wind, der beständig über diese riesige Sandfläche hinweg weht, erschafft die skurrilsten Formen.
Das ganze Areal vom Kniepsand und der Dünenlandschaft lässt einem enorm viel Gestaltungsspielraum und je nach Wetter lassen sich immer wieder andere Stimmungen einfangen.
Amrum hat jedoch nicht nur eine faszinierende Landschaft zu bieten, sondern aufgrund des bereits erwähnten Vogelzuges auch eine vielfältige Vogelwelt, die sich besonders gut im Osten der Insel fotografieren lässt. Hier sieht die Insel komplett anders aus als im Westen, denn hier gibt es keine Dünen und auch keinen kilometerbreiten Sandstrand, sondern hauptsächlich Salzwiesen. Da die Salzwiesen an der Ostküste liegen, ist dieses Gebiet gerade zum Sonnenaufgang ideal geeignet.
Schon bevor die Sonne aufging, habe ich einen schlafenden Trupp Sanderlinge entdeckt. Die kleinen und quirligen Watvögel sind normalerweise immer in Bewegung und können keinen Moment still stehen, so dass man mit dem Fotografieren gar nicht hinterherkommt. Doch so früh am Morgen, wenn noch alles schläft, ist es dann doch ziemlich einfach den ganzen Trupp auf ein Foto zu bekommen.
Am schönsten ist es dann wirklich, wenn die Sonne endlich hinter dem Horizont hervorkommt. Das Licht ist nun butterweich und da es nun immer heller wird, kann man auch endlich mit dem ISO etwas runterdrehen. Mittlerweile sind auch die letzten Vögel aufgewacht und es herrscht reger Betrieb am Strand. Die Watvögel picken im Watt nach Nahrung und drehen ihre Runden.
Neben den Watvögeln lassen sich auch viele Gänsearten beobachten und fotografieren. Neben Weißwangen- und Brandgänsen, sind sogar die für mich eher seltenen Ringelgänse häufiger unterwegs und nehmen ein morgendliches Bad in der Nordsee.
Mit den Zugvögeln habe ich ja schon vor Antritt der Reise gerechnet, was ich jedoch nicht auf dem Zettel hatte, waren die Fasane. Mitte des 19.Jh. wurden diese auf die Insel gebracht, um den Speiseplan der Amrumer zu bereichern.
Der erste gesichtete Fasan war noch eine Attraktion, doch schon bald bemerkte ich, dass es fast mehr Fasane als Sandkörner gab. Hinter jede Düne hörte man ihren unverwechselbaren Ruf, der wie eine alte Autohupe klingt. Die farbenprächtigen Männchen flattern in regelmäßigen Abständen mit den Flügeln, um zum Einen die Damenwelt zu beeindrucken und zum Anderen das Revier abzustecken.
Auch wenn die Fasane wirklich an jeder Ecke anzutreffen sind, kam ich an keinem vorbei ohne ein paar Fotos zu machen. Zu unterschiedlich waren die Umgebungen und Lichtsituationen. Dazu kommt, dass diese Vögel hier auf Amrum eine extrem geringe Fluchtdistanz haben.
Mitten In einem Birkenwald stand einer dieser bunten Vögel nur wenige Meter vor mir und zeigte was er konnte.
Als ich am letzten Abend wieder zum Sonnenuntergang in den Dünen unterwegs war und die Sonne schon recht tief stand, entdeckte ich einen Fasan mitten auf einer der Dünen. Ich positionierte mich so, dass ich gegen das Licht fotografiere und wartete darauf, dass der Fasan seinen typischen Ruf ertönen lässt und dann mit den Flügeln flattert. Es dauerte nicht allzu lange, bis er mir den Gefallen tat und ich somit mein Foto im Kasten hatte.
Vor der Reise hatte ich kaum eine Vorstellung, was mich in Amrum erwarten würde.
Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass es dort nicht nur tolle Landschaften gibt, sondern auch eine faszinierende und vielfältige Fauna. Vor allem für Naturfreunde hat diese Insel eine Menge zu bieten und ich werde definitiv nicht das letzte Mal dort gewesen sein.
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